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Wer teilt, gewinnt! HWR-Studierende stellen Projekte basierend auf IHK-Gewerbedatensatz vor

Die IHK Berlin hat Studierende des Masterstudiengangs Digitale Transformation an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) eingeladen, mit dem IHK-Datensatz eigenständig Projekte zu entwickeln. Wir als ODIS waren bei der Vorstellung im Ludwig-Erhard-Haus dabei und konnten uns von den spannenden Ideen ein Bild machen. Bei der Vorstellung der Projektgruppen zeigte sich, welch vielfältige und kreative Anwendungsfälle mit offenen Daten möglich sind und wie wichtig eine hohe Datenqualität, leichter Zugang zu Daten und deren Aktualität sind.

Student:innen der HWR stellen Projekte auf einem Screen vor
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Offene Daten als Basis für nachhaltige Anwendungsfälle

Mit der Öffnung des Gewerbedatensatzes im April 2023 leistete die IHK Berlin Pionierarbeit. Jeden Monat veröffentlicht die IHK seitdem Daten der Mitgliedsunternehmen, darunter Standort, Branche, Alter oder Beschäftigtengrößen, als Open Data. Auf Einladung der IHK Berlin haben Studierende der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) mit den Daten experimentiert und Projektideen entwickelt, die am 17.Juli 2023 im Ludwig-Erhard Haus der IHK Berlin vorgestellt wurden. Das Ziel war dabei, auf Grundlage der offenen Daten der IHK Berlin praktische Anwendungsfälle zu entwickeln, die konkrete Lösungen für den Wirtschaftsstandort Berlin bereithalten. Wir stellen die drei Projekte kurz vor.

Ein Tool für die Standortanalyse

Die erste Projektgruppe stellte als Use Case die Standortsuche einer Unternehmerin vor, die ein Cafe eröffnen will, und entwickelte ein Konzept für ein Tool, mit dem die Auswahl des geeigneten Standorts erleichtert wird. So kann mithilfe eines Scorings anhand verschiedener Indikatoren wie Kaufkraft, Bevölkerungszusammensetzung oder der bestehenden Konkurrenz ein Gesamtscore und damit der geeignete Standort berechnet und auf einer Karte adressgenau dargestellt werden. Das Scoring lässt sich dabei anpassen, sodass zum Beispiel auf die Zielgruppe der Unternehmerin eingegangen werden kann. Der IHK Datensatz, zum Beispiel zu den Brancheninformationen, wird dafür mit weiteren Daten angereichert. Hier, so berichtete die Projektgruppe, offenbarten sich auch so manche Hürden bei der Interoperabilität, da einige Daten weder über Schnittstellen noch über maschinenlesbare Formate verfügen, was zu einem größeren Aufwand bei der Datenverarbeitung führt. Auch die Verwendung von zum Teil veralteten LOR-Planungsraumebenen oder prinzipiell nicht aktuelle Datensätze erschwerten die Datenanalyse und mindern die Aussagekraft des Tools.

Dennoch überzeugte die Projektgruppe mit dem Konzept für ein niedrigschwellliges Angebot für Unternehmer:innen, um eine erste Übersicht über geeignete Standorte zu gewinnen. Perspektivisch kann ein solches Tool auch der IHK Berlin oder Akteur:innen der Wirtschaftsförderung helfen, Unternehmen bei der Ansidelung zu unterstützen.

Wie können Unternehmer:innen einen geeigneten Standort finden? Die Projektgruppe gibt Einblick in ihr Tool
Wie können Unternehmer:innen einen geeigneten Standort finden? Die Projektgruppe gibt Einblick in ihr Tool

Potenzialflächen für Bienen in Berlin

Eine ganz andere Perspektive nahmen die Studierenden der zweiten Gruppe ein. Sie widmete sich dem Thema der ökologischen Nachhaltigkeit in der Stadt und analysierte Flächenpotenziale für Honigbienen also Standorte, die dank Flachdächer begrünt werden können und damit Bienen einen Lebensraum bieten. Gerade in in dicht besiedelten Städten stellt die Population von Bienen eine wichtige Grundlage für Artenvielfalt und Diversität in der Stadt dar. Die Projektgruppe kombinierte dabei die Unternehmensdaten der IHK Berlin mit Daten zu Gründächern aus dem Berliner Umweltatlas sowie Block- und Blockteilflächen aus dem Informationssystem Stadt und Umwelt (ISU5).

Mithilfe der Datenverschneidung konnte am Beispiel des Bezirks Pankow aufgezeigt werden, wo geeignete Flächen liegen und ob Unternehmen in der direkten Nachbarschaft sind, die dann branchenspezifisch angesprochen werden können.

Bei der Umsetzung des Projekts konnte aufgrund der unterschiedlichen IDs der Datensätze maximal die Stadtteilebene als räumliche Darstellungsebene gewählt werden. Für eine Weiterentwicklung oder Weiternutzung hat die Projektgruppe weitere Use Cases identifiziert, so könnte die Anwendung zum Beispiel bei einer Förderung von grünen Flachdächer einen ersten Überblick über Potenzialflächen bieten.

Ein Kartentool für das Potenzial von Flachdächern, vorgestellt von Studierenden der HWR
Ein Kartentool für das Potenzial von Flachdächern, vorgestellt von Studierenden der HWR

Datenbasierte Raumanalyse für Ansiedlungen

Einen ähnlichen Use Case wie Projektgruppe 1 verfolgte auch die dritte Studierendengruppe. Als Teil ihres Konzept haben sie ein Datenverarbeitungsskript entwickelt, anhand dessen Gebiete analysiert werden können, die sich für Ansiedlungen bestimmter Branchen anbieten. Dabei nutzen die Studierenden weitere Daten wie Kindergartenstandorte und ÖPNV-Bahnhöfe, um die Standortfindung um weitere Faktoren anzureichern. Je besser ein Gebiet zum Beispiel mit (Fernverkehrs-)Bahnhöfen versorgt ist, desto eher ist die Erreichbarkeit des Standorts für die Mitarbeiter:innen gewährleistet. Herausgekommen ist damit ein Tool, das auf Bezirksregionsebene Gebiete anhand der individuellen Präferenz hierarchisiert und so eine erste Bewertung der Gebiete für eine Unternehmensgründung vornimmt.

Verschiedene Faktoren können für die Standortwahl wichtig sein. Mithilfe eines Datenanalyseskripts, das die Studierenden entwickelt haben, können Stadtgebiete analysiert und erste Bewertungen vorgenommen werden
Verschiedene Faktoren können für die Standortwahl wichtig sein. Mithilfe eines Datenanalyseskripts, das die Studierenden entwickelt haben, können Stadtgebiete analysiert und erste Bewertungen vorgenommen werden

Fazit – Wer Daten teilt, ermöglicht innovative Anwendungen

Die Vorstellung der Projekte hat mal wieder gezeigt: Offene Daten ermöglichen vielfältige Anwendungsfälle und können für konkrete Lösungen von Fragestellungen genutzt werden. Die IHK Berlin hat mit der Veröffentlichung des Gewerbedatensatzes eine Schatztruhe geöffnet, die auch wir aktuell in der Entwicklung einer neuen Kartenanwendung nutzen. So übernehmen wir gerne das Fazit der IHK Berlin: Wer teilt, gewinnt!