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Moin Hamburg - ODIS auf dem Forum Offene Stadt

Beim Forum Offene Stadt der Körber Stiftung drehte sich alles um offene Daten, Partizipation und Civic Tech. Wir waren dabei und teilen unsere Eindrücke.

Gruppenfoto des ODIS-Teams
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Moin, Moin – ODIS auf dem Forum Offene Stadt

Die Hansestadt ruft! In fast vollständiger Teamstärke reiste das ODIS-Team zum Forum Offene Stadt der Körber Stiftung an die Elbe und nutzte dabei auch die Gelegenheit, sich mit der Leitung von GovData in der Senatskanzlei Hamburg auszutauschen.

Im Gespräch mit Christian Horn und seinem Kollegen Christian Wittig standen neben dem aktuellen Stand zum Umzug von Govdata zur FITKO die Themen Data Literacy, das Hamburgische Transparenzgesetz sowie Linked Open Data in der Praxis im Fokus. Liebe Christians, wir freuen uns, euch in Berlin bald zum Gegenbesuch begrüßen zu dürfen!

Taiwan macht vor, wie direkte Beteiligung funktionieren kann

Audrey Tang, Taiwans erste Digitalministerin, eröffnete das Forum Offene Stadt per Videobotschaft und setzte damit direkt zu Beginn der Veranstaltung ein starkes Zeichen für direkte, gelebte Kooperation zwischen Zivilgesellschaft und Verwaltung. Viele junge Menschen aus der Techszene, allen voran die Community von g0v, engagieren sich in beeindruckender Weise, um die junge Demokratie resilient zu gestalten und sich Herausforderungen wie der fortschreitendenden Klimakrise und der Bedrohung durch China zu stellen. Auf der einen Seite sind so im Inselstaat eine ausgeprägte Partizipiationskultur durch Onlinediskussionsplattformen wie vTaiwan und Pol.is sowie regelmäßige, offene Ideationmeetings und Hackathons entstanden. Auf der anderen Seite ist die Regierung offen gegenüber Vorschlägen und bindet die Gesellschaft in die Entscheidungsprozesse ein. Im Ergebnis kann die Zivilgesellschaft gesellschaftliche Themen auf die Agenda setzen und konkret an Lösungen mitarbeiten.

Im Glanz des Positivbeispiels steht die Bundesrepublik bei der digitalen Transformation noch im Schatten des Inselstaates, soviel wurde auch in der anschließenden Paneldiskussion deutlich. Nicht nur das eben nicht vorhandene Digitalministerium, auch die weiterhin stark vertikal organisierte, politische Landschaft mit einzelnen Ressorthoheiten und ausgeprägtem Silodenken und -handeln scheinen die digitale Transformation in Deutschland zumindest nicht anzutreiben. Hinzu kommt eine oft recht späte Einbindung der Gesellschaft, wenn die strategischen und politischen Ziele bereits festgelegt wurden und partizipative Elemente nur mehr bei der Umsetzung eingebaut werden. Hier wird deutlich, dass der Zivilgesellschaft nur zu selten zugetraut wird, dass sie sich konstruktiv engagiert. Besonders kritisiert wurde in der Paneldiskussion dabei auch die kaum vorhandene Fehlerkultur in der Verwaltung, die es aber braucht, um auch aus misslungen Digitalprojekten zu lernen und es beim nächsten Mal besser machen zu können.

Das Forum offene Stadt diskutiert neue Wege

Vor diesem Hintergrund diskutierten die Teilnehmer:innen aus Verwaltung, Wissenschaft, Organisationen und Digitalszene am zweiten Tag in Panels, Workshops und Fishbowls alternative Ansätze auf dem Weg zur digitalen Transformation: Wie gelingt auch in Deutschland ein stärkeres Miteinander zwischen Verwaltung/Politik und digitalen Ehrenamt? Wie können unterschiedliche Gruppen besser voneinander lernen und sich begegnen? Warum scheitert so häufig die Umsetzung und Verstetigung digitaler Prototypen? Und welche guten Initiativen und Ansätze gibt es im Kleinen schon in Deutschland? Diese und noch viel mehr Fragen bestimmten die Themen des zweiten Tages. Unsere Highlights:

Verwaltung und Digitales Ehrenamt ziehen an einem Strang

Seit Jahren entwickeln lokale Gruppen aus der Civic Tech Szene, die sich zum Beispiel auch beim Ko-Veranstalter Code for Hamburg organisieren, konkrete digitale Lösungen aus der Zivilgesellschaft heraus. In den seltensten Fällen kommt es jedoch zur Übernahme durch die Verwaltung und zur Verstetigung, was schließlich auch zu Frustration auf Seiten der Ehrenamtlichen führt. Um dieses Problem aufzulösen, wurde in einer Fishbowl für mehr gegenseitige Begegnungen plädiert, damit beide Gruppen einander besser verstehen und dadurch zielgerichteter zusammen arbeiten können. Zudem wurde an die Zivilgesellschaft appelliert, verstärkt in die Verwaltung zu gehen, um mit Engagement und Digitalkompetenz die Verwaltung zu bereichern. Einig waren sich alle, dass Zivilgesellschaft und Verwaltung gemeinsam großes Potenzial haben, um mithilfe digitaler Technologien Städte und Kommunen lebenswerter machen. Inspirierend waren schließlich auch die Vorstellungen einzelner Civic-Tech Projekte wie Straßenlotse aus Hamburg, einem Informationsportal der Wohnungslosenhilfe für Hamburg. Dort finden Wohnungslose schnell und unkompliziert Angebote wie Schlafmöglichkeiten, Beratungsstellen oder medizinische Versorgung.

Offene Bürger:innenbeteiligung ist der Schlüssel

Auf einer Paneldiskussion stellten die Stadt Freiburg und das CityLAB Berlin ihre Smart-City-Strategien vor. Beide Strategien legten von Anfang an großen Wert auf direkte und breit gefächerte Beteiligung der Bürger:innen. Die Stadt im Breisgau lud zu einer großen Bürgerkonferenz und startete eine Online-Beteiligung, bei der Ideen und Vorschläge eingereicht und bereits bestehende Beiträge kommentiert werden konnten. Die Berliner Strategie Gemeinsam Digital umfasst unter anderem das Stadtgremium, wo ca. 70 Berliner:innen direkt eingebunden wurden. Unsere Kollegin Katja Hermes vom CityLAB betonte dabei, dass neben dem Stadtgremium auch bewusst intensiv auf marginalisierte Gruppen zugegangen wurde und weitere Personen zum Beispiel durch Interviews an der Entwicklung der Strategie beteiligt wurden. Dabei ist in der Diskussion deutlich geworden: Städte sollten bei Partizipationsprozesse offen und lernfähig sein und dürfen sich auch kritisch hinterfragen.

Städte lernen voneinander durch offene Daten und Open-Source

Damit digitale Projekte auch überregional ihr Potenzial entfalten können, braucht es offene Daten und offene Software. Ein schönes Beispiel für ein gelungenes Open-Source Projekt ist Stadnavi aus der ländlich geprägten Stadt Herrenberg. Hier können sich Bürgerinnen über Mobilitätsangebote in Echtzeit informieren und sich zum Beispiel auch umweltfreundliche Wege von A nach B anzeigen lassen. Durch die Entwicklung als Open-Source-Lösung können auch andere Städte und Kommunen die Anwendung verwenden, an spezifische Bedürfnisse anpassen und weiterentwickeln.

Videoaufzeichnungen der Veranstaltung

Der folgende Film gibt einen kleinen Einblick in das diesjährige Event und fasst Stimmen verschiedener Akteur:innen zusammen, darunter auch Lisa Stubert von der ODIS. Zu den vergangenen Foren gibt es außerdem eine Auswahl an Videoaufzeichnungen, welche hier abrufbar sind und bestimmt bald um Videos zum diesjährigen Event erweitert werden. Übrigens: Das Forum offene Stadt steht allen Interessierten offen und ist kostenfrei. Sollte unser Blogbeitrag Ihr Interesse geweckt haben, nehmen Sie doch nächstes Jahr auch daran teil!

Film zum Forum Offene Stadt 2022